Am 9. November 2024 jährt sich der Fall der Berliner Mauer und der Beginn der Auflösung der DDR zum 35. Mal. Die ersten Stunden dieses prägenden, historischen Ereignisses durfte ich damals live miterleben. Ich wohnte seinerzeit als Student in der Grüntaler Straße 30 im Wedding, einen Steinwurf von der Bösebrücke entfernt – eben jener Brücke, deren Übergang in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1989 als erster geöffnet wurde. Dann fahren wir zum Brandenburger Tor...

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Als sich kaum eine Stunde später die ersten Menschen an der Mauer vor dem Brandenburger Tor versammeln, bin ich mit meiner Kamera und dem letzten unbelichteten Schwarzweißfilm, den ich noch im Kühlschrank gefunden habe, ebenfalls dort. Es ist sehr schwer zu beschreiben, wie einzigartig und gewaltig dieser Moment ist: Ich bin beim Fall der Berliner Mauer und dem mutmaßlichen Ende einer Republik anwesend. Das ist vor dem Hintergrund des aufflammenden Volkswiderstands und der politischen Entwicklung der letzten Monate zweifelsfrei als eine Revolution einzuordnen. Etwas, das bis heute für mich nur in Geschichtsbüchern existierte. Ein unglaublicher Gedanke.

Die Eigendynamik von Emotionen, Unfassbarkeit und Euphorie überwältigt meine Vernunft und ich klettere zusammen mit zwei oder drei anderen über die Mauer hinüber und im nächsten Moment stehe ich unmittelbar vor dem Brandenburger Tor. Hinter der Mauer! Dann durchquere ich dieses Symbol der Trennung und des kalten Krieges. Sollte tatsächlich ich nach 28 Jahren der erste Zivilist sein, der durch dieses Tor geht?  Ich werde es vermutlich nie herausfinden, und für die zukünftigen Geschichtsbücher wird diese Eitelkeit ohnehin belanglos sein.

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Der Pariser Platz ist leer, es ist dunstig und kalt. Die gelblichen Lampen auf der Ostseite schaffen es nicht, den gesamten Platz zu beleuchten. Es ist dieses typische, kontrastarme, gelbe Licht der Natriumdampflampen, das seine Lichtflecken ungeordnet um das Tor verteilt. 

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